Ein (Regen-)Tag im Wald
Der Wetterbericht hat starke Bewölkung mit vereinzelten Schauern angesagt. Bis 9 Uhr treffen nach und nach die Eltern mit ihren Kindern am Kindergartenhaus ein. Die Kinder sind dem Wetter entsprechend gekleidet – eingepackt in Regenjacke, Matschhose und Gummistiefel. In den Rucksäcken haben sie Trinkflasche und Frühstücksdose dabei. Einige müssen sich beherrschen, schon auf dem matschigen Weg vom Parkplatz sämtliche Pfützen mitzunehmen. Denn es gibt eine Regel: „In die Pfützen springen dürfen wir erst auf dem Rückweg“ (dann aber richtig).
Um 9 Uhr geht es mit Bollerwagen und Karre los zu den Plätzen, an denen unsere Gruppen mit dem alltäglichen Morgenkreis ihren Tagesablauf beginnen. Zu Beginn begrüßen wir uns und überlegen, welche Kinder heute fehlen und warum. Anschließend machen wir Bewegungsspiele am Schachbrett bzw. auf der großen Wiese. Dann geht es weiter zum Frühstücksplatz. Auf dem Weg gibt es feste Haltepunkte, an denen sich die Gruppe immer wieder sammelt, um gemeinsam weiterzugehen. Als es anfängt zu regnen, ziehen die Kinder routiniert ihre Kapuzen auf und gehen unbeirrt weiter. Der Weg führt uns entlang verschiedener Tiergehege. So begrüßen wir morgens zuerst die Zwergziegen direkt gegenüber unseres Hauses und kommen dann zu Hirsch „Hugo“ und seinen Hirschkühen. Wir sehen Rehe, Schafe, Mufflons, verschiedene Wildvögel, Pfaue und viele mehr. Heute entdeckt ein Kind sogar einen kleinen Frosch am Wegesrand. Wir bleiben stehen, schauen ihn uns in Ruhe gemeinsam an und staunen über seine Tarnung.
Am heutigen Waldplatz angekommen, legen die Kinder die Sitzmatten, die an ihren Rucksäcken befestigt sind, in einen großen Kreis unter einen Nadelbaum. Der Wasserkanister auf dem Bollerwagen wird aufgestellt und die Kinder stellen sich in eine Reihe, um sich dort vor dem Essen die Hände mit Lava-Seife und Wasser zu waschen. Anschließend setzen wir uns hin und beginnen das Frühstück mit einem gemeinsamen Spruch. Beim Essen unterhalten wir uns und einem Kind fällt auf, dass es immer stärker regnet. Alle lauschen dem feinen Regengeräusch…
Danach nehmen die ersten Kinder Schaufeln und Stöcke und erkunden die Gegend, suchen Schätze, bauen Burgen und klettern auf Bäume. Ein Stück weiter entsteht eine Höhle aus Stöcken und Blättern, woanders malt ein Kind mit einem langen Stock in dem aufgeweichten Boden – es regnet mittlerweile wie aus Eimern. Doch der Regen stört die Kinder nicht. Nur Bücher lesen und auf Papier malen werden wir im Wald heute nicht. Den restlichen Vormittag verbringen die Kinder im freien Spiel.
Zum Abschluss machen wir einen Abschlusskreis, in dem wieder ein Spiel gespielt oder ein Lied gesungen wird. Und um 12 Uhr gehen wir einen anderen Weg wieder zurück zum Kindergartenhaus. Es hat aufgehört zu regnen. Die Bäume werfen Schatten auf unseren Weg und das Wasser in den Pfützen glitzert. Einige Kinder rennen durch die Pfützen, manche rutschen sogar hinein.
Ein Kind hat sich fest vorgenommen, eine Pfütze leer zu treten, andere schließen sich gerne an. Wieder andere Kinder balancieren auf der Wegbegrenzung und singen zusammen ihr Lieblingslied.
Um 12:45 Uhr kommen wir trocken, glücklich und müde am Kindergartenhaus an, wo schon einige Eltern auf uns warten.
Hier haben die Kinder noch Zeit, in Ruhe im Außengelände zu spielen bis sie abgeholt werden oder zum Mittagessen ins Haus gehen.
Ein strukturierter Tagesablauf und wiederkehrende Aktivitäten geben den Kindern einen sicheren, verlässlichen Rahmen, lassen aber auch Zeit für das freie Spiel.